Manfred Lech

DER VERBAND BAYERISCHER GESCHICHTSVEREINE e.V.

verleiht

Herrn Manfred Lech

die Ehrennadel des Verbandes

Verleihung der Ehrennadel an Herbert Bauer und Manfred Lerch am 1. Oktober 2021 in Altötting

Ich freue mich, dass der Verband bayerischer Geschichtsvereine seine Ehrennadel heute an zwei engagierte Persönlichkeiten verleihen kann, die im hundertjährigen Öttinger Heimatbund eine herausragenden Rolle gespielt haben, jeder auf seine Weise, der eine als dynamischer Macher und Organisator, der andere als kenntnisreicher Forscher und Vermittler. Und beide waren sie Stützen ihres Vereins über Jahrzehnte.

Genau solche Menschen wollen wir mit dieser Ehrennadel auszeichnen, langjährige Mitglieder von Geschichts- und Heimatvereinen, die verantwortungsvoll in Vorstand oder Beirat mitgewirkt und sich um ihren Verein in besonderem Maße verdient gemacht haben. 

Als Vorsitzender eines Verbandes, dem etwa 220 Vereine, Institute und Kommissionen angehören, ehre ich die Herren Herbert Bauer und Manfred Lerch besonders gerne mit dieser Auszeichnung, weil sie beide Musterexemplar eines Typus ist, dessen wir in größerer Zahl bedürften. Als kulturell und historisch interessierte Bürger, deren besonderes Markenzeichen Kompetenz und Kontinuität sind, haben sie sich eingebracht, voll Tatkraft und Gemeinsinn, organisatorisch begabte und kenntnisreiche Bildungsbürger.

Dabei verwende die Bezeichnung „Bildungsbürger“ ganz bewusst, gewissermaßen als Gegenpolemik gegen die lange Zeit gebräuchliche Abwertung des Bürgerlichen, und verstehe sie als Ehrentitel und zugleich als besonderen Anspruch

Die langjährige Leistung unserer Geschichts- und Heimatvereine liegt genau auf diesem Feld, der Bürgerkultur nämlich, die wir keinesfalls preisgeben dürfen. 

Der große Historiker Franz Schnabel hat 1952 zum hundertjährigen Jubiläums des Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine das Lob der Vereine gesungen und ihnen damit ein würdiges Denkmal gesetzt: 

„Es ist der Ruhm unserer Vereine, dass ihnen die Beschäftigung mit der Geschichte niemals Selbstzweck und niemals ein müßiges Spiel gewesen ist. Immer war es ein echtes Bedürfnis des Lebens, wenn in einer Stadt, einem Kreise, einer Provinz, einem Territorium Männer und Frauen, die im Leben standen, sich zusammengeschlossen haben im gemeinsamen Interesse an der Geschichte der Heimat (...).“ 

Diese Vereine sind nach wie vor besonders wichtige Garanten für ein regionales Geschichtsbewusstsein. Ohne das bildungsbürgerliche Engagement dieser Vereine sähe unsere regionale Kulturlandschaft sehr viel eintöniger aus, wäre es um die Geschichtskultur unseres Landes und das Geschichtsbewusstsein seiner Bürger weitaus schlechter bestellt. 

Die Erhaltung eines bildungsbürgerlichen Werte- und Bildungskanons können wir gemeinsam leisten, selbstbewusst als Teil einer zukunftsfähigen europäischen Bürgergesellschaft und nicht zuletzt auch in der Hoffnung auf die ungebrochene Kraft der Region und ihrer Menschen

Kästners berühmtes Diktum, „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“, führt mich wieder unseren beiden Auszuzeichnenden zurück.

Denn ohne engagierte und ausdauernde Menschen, die über Jahrzehnte  hinweg schreiben, informieren und organisieren, wäre alle unseren Bemühungen und Wünsche nur Makulatur. Ohne diese Bildungsbürger, die sich für das Gemeinwesen einsetzen, es mitgestalten und seine Wurzeln anderen zugänglich machen, gäbe es keine funktionsfähigen Vereine und Verbände. 

Ich beginne mit Herbert Bauer, der den Öttinger Heimatbund von 1997 bis 2012 als 1. Vorsitzender geführt hat

Der geborene Altöttinger kehrte nach beruflichen Wanderjahren 1984 in seine Heimatstadt zurück und wurde dort zur zentralen Figur sowohl für den Tourismus als auch die Kulturpflege in der Stadt und entwickelte ein unglaublich breites Spektrum an Aktivitäten, deren bloße Nennung den Rahmen sprengen würde.  

Ich beschränke mich daher auf seine Leistungen für den Verein, den er 1997 mit der Amtsübernahme wiederbelebt und erheblich vergrößert hat. 

Schon unmittelbar danach – in den Jahren 1998 und 1999 - lieferte er mit der Organisation des Doppeljubiläums 1250 Jahre Oetting und 100 Jahre Stadt Altötting sein Meisterstück ab. 

Auf seinem Leistungskonto stehen bemerkenswerte Ausstellungen, wie die zum Tassilokelch, oder ein Symposium mit hochrangigen Referenten, und nicht zuletzt die Begründung der Schriftenreihe der Oettinger Heimatblätter. Und auch fürs Theatralische hatte er einen Sinn, der Altöttinger Theatersommer beweist es. Nicht unerwähnt bleiben soll sein Verdienst um die Ausgrabungen in der Stiftskirche, bei dem Manfred Lerch eine  maßgeblich Rolle gespielt hat, den ich gleich anschließend gebührend loben werde. 

Der Verband bayerischer Geschichtsvereine zeichnet Sie, sehr geehrter Herr Bauer, für alle diese Leistungen mit seiner Ehrennadel aus.
Der Text der Urkunde lautet:

DER VERBAND BAYERISCHER GESCHICHTSVEREINE e.V.
Verleiht Herrn Herbert Bauer in Würdigung seiner Verdienste um die Geschichts- und Heimatpflege in Altötting  die  Ehrennadel des Verbands
Altötting, am 1. Oktober 2021
(Prof. Dr. Manfred Treml) 1.Vorsitzender

Ich gehe gleich zu Herrn Lerch über und darf Ihnen anschließend beiden die Ehrennadel und die Urkunde überreichen.

Manfred Lerch ist der Typus des „magister doctus“, des gelehrten Schulmeisters, der forschend und vermittelnd seine Wirksamkeit entfaltet. 

Schon als Kind kam er 1946 nach Altötting und unterrichtete nach der Gymnasialzeit in Burghausen und dem Studium in München als mehr als drei Jahrzehnte als Grund- und Hauptschullehrer in Altötting.

Seit 1997 ist er Mitglied im Öttinger Heimatverein, seit 1999 zugleich Stadtheimatpfleger. Sein reiches heimatkundliches Wissen, seine langjährige erfolgreiche Arbeit in der Heimatforschung und  sein herausragendes ehrenamtliches Engagement im Bereich Archäologie als Mitarbeiter des bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege boten dabei beste Grundlagen.

Er war an zahlreichen Ausgrabungen in der näheren und weiteren Umgebung beteiligt. Bei der Kapellplatzgrabung 1983 und 1984 und mehr noch bei der Erforschung der Vorgängerbauten der Stiftspfarrkirche 1999 und 2000 war Manfred Lerch ein unentbehrlicher Berater der Grabungsleiter. 

Natürlich brachte und bringt er sein historisches Wissen – oft im Austausch mit den Stadtarchivaren - in den Verein ein, beantwortete Anfragen fachkundig, erklärte vier Jahre im Altöttinger Stadtblatt diverse Straßennamen der Kreisstadt, bot alljährlich Führungen zum „Tag des offenen Denkmals“ an, beschriftete die Epitaphien im Kreuzgang der Stiftspfarrkirche, trug mit Stadtheimatpfleger Siegfried Schamberger zur Rettung des alten Lichtmayr-Hauses in Graming bei, entzifferte lateinische Inschriften in der Tillykapelle und gehörte selbstverständlich zum Autorenteam für das Stadtbuch 1998. 

Es gibt kein Haus, keine Familie, keine Epoche Altöttings, zu der Manfred Lerch nichts zu sagen hätte – meist ohne großes Nachlesen, sondern vielmehr als wandelnde Altöttinger Enzyklopädie aus dem Stegreif – so hat man mir berichtet.

2007 hat ihn Bürgermeister Hofauer bei der Verleihung der Goldenen Ehrennadel „ein herausragendes Beispiel für die klassische Verbindung von Schulmann und Heimatforscher“.
Wohl wahr! Hätten wir nur mehr davon. 

Der Text der Urkunde lautet:
DER VERBAND BAYERISCHER GESCHICHTSVEREINE e.V.
verleiht Herrn Manfred Lerch in Würdigung seiner Verdienste um die Heimatpflege und Geschichtsforschung in Altötting die Ehrennadel des Verbands.
Altötting, am 1. Oktober 2021
(Prof. Dr. Manfred Treml) 1.Vorsitzender

Glücklich die Stadt, die solche tatkräftige und begeisterte Bürger wie diese beiden hat, sie muss sich auch um die Zukunft nicht sorgen.

Ich darf Sie nun beide zu mir bitten, um Ihnen die Ehrennadeln und Urkunden zu überreichen.